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Faculty of Biology, Chemistry and Geosciences

Chair of Social and Population Geography - Prof. Dr. Eberhard Rothfuß

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Vortrag von Dr. Thomas Dörfler zur "Dialektik der Grenze: Notwendigkeiten und Irrationalitäten kultureller Einhegung" beim 6. Internationalen Choreografenatelier 2020/21

Samstag, 28. November 2020, 20 Uhr 

Kaum eine Thematik ist in heutiger Zeit präsenter in den Themen der politischen Auseinandersetzung als Grenzen, Grenzziehungen und ihre Folgen. Medien, Politik und Zivilgesellschaft kämpfen um die ‚richtige‘ Deutung und den ‚richtigen‘ Umgang mit ihnen (Migration, Corona, Nachteile sozialer Herkunft etc.). Dabei zeichnen sich moderne Gesellschaften seit ihrer Herausbildung durch neue Differenzierungen aus, die ihren Zusammenhalt, wie auch ihre Unterscheide zu Anderen regeln: Sprache, Kultur, Klasse, sowie regionale Herkunft bzw. Zugehörigkeit.

Gesellschaftliche Schichten, Territorien und politische Lager definieren deshalb für sich jeweils deutliche Unterschiede, um wahrgenommen zu werden und handlungsfähig zu sein. Parteien ohne klares Programm gelten als konturlos, Kulturen ohne Thematisierung ihrer Eigenheiten als identitätslos und ohne Bindekraft. Der Kitt moderner Gesellschaften ist deshalb paradoxerweise ihre Differenz, weil deren Mitglieder meist erst in Relation zu anderen eigene Positionen etablieren lassen. »Fortschrittliche« brauchen »Konservative«, »Linke« benötigen »Rechte« und vice versa, um sich in Bestimmung des eigenen Lagers eine Identität zulegen zu können.

Erst die moderne »Entfremdung« der Industriegesellschaft brachte also die Notwendigkeit der (neuen) Verortung hervor. Der Vortrag möchte diese Ambivalenzen der sozialen, geographischen und politischen Grenzziehung thematisieren, um dafür zu plädieren, gelassener mit gesellschaftlichen Unterschieden umzugehen. Anhand einiger historischer wie zeitgenössischer Beispiele soll deutlich werden: jenseits aller moralisierenden (Selbst-)Überhöhungen unserer heutigen Protagonisten ist historisch gesehen der gesellschaftliche Andere doch immer »mein liebster Feind« (W. Herzog).

Es wird um Anmeldung gebeten über termine@tanztendez.de. Sie bekommen den Link rechtzeitig zugeschickt, samt der Angabe des Youtube-Kanals, über den Sie bereits zwei aufgezeichnete Beiträge sehen können.

Zum 6. Internationalen Choreografenatelier 2020/21 Tanztendenz München e.V.

Grenzthematiken als Gegenstand und Metapher in Politik, Raumforschung, Philosophie, Cultural Studies, Soziologie, Biologie, Psychologie, Kunsttheorie etc. finden ihren Niederschlag bei gesellschaftlich zentralen Fragen zu Identität, Territorium, Geschlecht, Klasse, Nation, Kultur, Gesundheit oder Religion. Grenzen scheinen einerseits heute mehr und mehr zu verschwimmen, gleichzeitig gibt es eine offensichtliche Sehnsucht nach Eindeutigkeit und Zugehörigkeit, die sich äußert in Abgrenzungs– und Ausgrenzungs- thematiken.Der Themenraum „Grenzbereiche“ versammelt Beiträge aus den unterschiedlichsten Disziplinen und Formaten und bietet einen ersten Einblick in die Thematik, die auch die Fortsetzung des Choreografenateliers 2021 bestimmen wird.


Referent*innen, die 2020 im Teil 1 das Terrain markieren:

  • Thomas Fuchs (Phänomenologie und Psychiatrie) „Die Corona-Pandemie als kollektive Grenzsituation“
  • Michaela Ott (Individualismuskritik) "Grenzverwischungen im bio- und soziotechnologischen Bereich"
  • Spyridon Koutroufinis / René Pikarski (Biophilosophie) „Die Grenze als kreativer Prozess“ Ein Gespräch zwischen Athen und Berlin
  • Günter Lempa (Psychoanalyse) „Grenzen überwinden - Grenzen schützen? Überlegungen aus psychoanalytischer Sicht“
  • Thomas Dörfler (Human – und Kulturgeographie) „Die Dialektik der Grenze: Notwendigkeiten und Irrationalitäten kultureller Einhegung“


An den jeweiligen Abenden sind die Vorträge per LIVE-STREAM zu verfolgen. 

Weitere Informationen finden Sie im Flyer der Veranstaltung und auf der Webseite von Tanztendenz München e.V.

 

UBT-A